Wilhelm Wagenfeld – vom Bauhaus zu Industriedesign und Produktdesign
In der Ahnengalerie der weltweit angesehenen Pioniere des Industriedesign und Produktdesign finden sich nur verhältnismäßig selten die Namen von Designern aus Deutschland. Der gebürtige Bremer Wilhelm Wagenfeld bildet hier eine rühmliche Ausnahme und ist gleichzeitig ein bedeutendes Vorbild für jüngere Generationen von deutschen Designern in den Bereichen Produktdesign und Industriedesign. Die Lebenszeit von Wilhelm Wagenfeld erstreckt sich fast über das gesamte 20. Jahrhundert, er wurde im Jahre 1900 in Bremen geboren und starb 90 Jahre später in der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart. Obwohl Wilhelm Wagenfeld bis ins hohe Alter von 78 Jahren noch mit seiner eigenen Firma – der Werkstatt Wagenfeld – für namhafte Kunden aus dem Gebrauchsgütermarkt wie Rosenthal und WMF tätig war, so legte er den Grundstein für seinen Erfolg als Produktdesigner doch schon in viel früheren Jahren, genauer gesagt im Jahre 1924.
Die Anfänge von Wilhelm Wagenfeld am Weimarer Bauhaus: Die Tischleuchte WG24
Nach Stationen als Lehrling beziehungsweise Schüler in einer Silberwarenfabrik in Bremen und an einer Zeichenakademie im hessischen Hanau wurde Wilhelm Wagenfeld im Alter von 23 Jahren an der vier Jahre zuvor von Walter Gropius gegründeten Bauhaus-Kunstschule aufgenommen. Er begann dort als Geselle im Silberschmiede-Handwerk
und bereits ein Jahr später entstand im Unterricht seines ungarischen Mentors László Moholy-Nagy, eines bekannten Malers, Designers und Fotografen, die heute als Design-Klassiker angesehen Tischleuchte WG24. Design-Enthusiasten erkennen das zeitlose Design dieser Leuchte noch heute sofort und einer breiteren Öffentlichkeit ist diese Lampe gar als Bauhaus-Leuchte bekannt. Sie besteht aus den Materialien Metall und Glas und sticht insbesondere durch die elegant geformte Glasglocke in Form einer Halbkugel aus der „Masse“ der Design-Leuchten hervor. Auch wenn diese zeitlose Tischleuchte heute gelegentlich sogar als Wagenfeld-Leuchte bezeichnet wird, so gebührt der Respekt für diese Kreation nicht Wilhelm Wagenfeld ganz allein. Der Einfluss seines Mentors darf sicher nicht unterschätzt werden, darüber hinaus war noch ein weiterer Bauhaus-Schüler am Entwurf der WG24 beteiligt. Der Name Karl J. Jucker ist allerdings in Design- und Unternehmenskreisen heute weit weniger bekannt als derjenige von Wilhelm Wagenfeld.
In den Jahren nach seiner Bauhaus-Zeit war Wilhelm Wagenfeld vor allem auf dem Feld der Glas- und Keramik-Produktion tätig, so war er beispielsweise im Jenaer Glaswerk tätig und leitete in den späten 1930er Jahren der Vereinigten Lausitzer Glaswerke. Nach schwierigen Jahren während des Zweiten Weltkriegs verschlug es ihn im Jahre 1954 nach Stuttgart, wo er sich schließlich erfolgreich selbständig machen konnte.