Iittala – Vom Öllampenglas zu hochwertigem Design
Pionierleistung mit Weitblick
Vielleicht stand er im Jahre 1881 am Ufer des Aimajarvi Sees Nahe dem abgelegenen Dorf Iittala, als er die Entscheidung fällte, in der Provinz Südfinnland eine Glasfabrik zu errichten. Mit Blick auf das weite Wasser und gleichzeitig in eine erfolgversprechende Zukunft gerichtet, machte Petrus Magnus Abrahamsson den ersten Schritt einer langen Reise, die bis heute andauert: Er gründete das Glaswerk Iittala. Und der mutige Beginn des schwedischen Glasbläsers erwies sich schon bald als richtig. Zu Beginn wurden Apothekenglas, Öllampengläser und Glaswaren für den alltäglichen Gebrauch gefertigt. Doch was in den Gründerzeiten mit der Produktion von geblasenem, gepresstem, bemaltem und geätztem Glas begann, das der Mode auf dem europäischen Kontinent nachempfunden war, entwickelte sich bereits in den 1920er Jahren zu einem fortschrittlichen Werk mit innovativen Techniken und einer neuen Stilrichtung.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Geschirr noch reichlich ornamentiert, war aufwändig in der Herstellung und teils unpraktisch im Gebrauch. Mit dem Beginn des Funktionalismus in den 1930er Jahren änderte sich das Erscheinungsbild von Tischgeschirr. Und damit konnte sich ebenfalls die Marke Iittala mit ihrer eigenen Design-Philosophie durchsetzen. Iittala verabschiedete sich von der althergebrachten Glasverarbeitung und begann, sich auf eigene Designs zu konzentrieren. Die Pionierleistung einer mutigen Gründung ging in eine neue Ära über, die sich als grundlegend und wegweisend für das heutige Design-Brand Iittala erweist.
Wellen am Aimajarvi See
1936 entwarfen der finnische Designer Aalvar Alto und seine Frau Aino Aalto eine Vase im Rahmen eines Designausschreibens der Karhula-Iittala Werke für die Pariser Weltausstellung. Als Grundgedanken für das Design wählten sie ihren eigenen Namen, denn Aalto heißt auf Finnisch Welle. So entstand eine einzigartig geformte Aalto Vase, die an Wellen und Uferverläufe erinnert. Ob ihnen dabei der Aimajarvi See vor Augen lag, sei dahingestellt. Mit diesem Accessoire erschufen sie jedenfalls den ersten zeitlosen Design-Klassiker für Iittala, dessen Erfolg bis heute ungetrübt ist. Neben der außergewöhnlichen Vase, für deren Herstellung sieben Glasbläser benötigt werden, überdauern auch die Aino Aalto Designs die Zeit bis zum heutigen Tag.
Legenden der finnischen Abgeschiedenheit
Die führenden Designer Iittalas stellten zwei Ansprüche an Gebrauchsgegenstände und legten damit gleichzeitig die Grundsteine für die Maximen der Marke. Die Entwürfe sollten sowohl von ästhetischer Schönheit als auch von gut durchdachter Funktionalität geprägt sein, und außerdem für alle verfügbar. Design-Legenden wie Alvar Aalto, Aino Aalto und Kaj Franck setzten mit diesem Leitsatz das finnische Glaswerk nicht nur auf Erfolgskurs, sie verbrieften auch die Philosophie des Unternehmens in Richtung zeitloses, skandinavisches Design. Und das stellt der Hersteller mit den weiterhin im Sortiment vertretenen Serien Aino, Aalto und Kartio erfolgreich unter Beweis.
In den 1950er und 1960er Jahren verhalf diese Design-DNA dem finnischen Hersteller dazu, sich mit ihrer eigenen Ästhetik seinen charakteristischen Produkten in der Glas- und Keramiklandschaft einzigartig zu positionieren. Die meisten anderen Länder neigten in diesen Jahrzehnten noch zu traditionellen, eher überladenen Sortimenten. Finnische Glaswaren hingegen folgten schon der modernen Ästhetik und können als Vorreiter modernen Tischwarendesigns ohne opulent geschliffenes Kristallglas bezeichnet werden.
Handwerkskunst
Fortschritt und Vorsprung durch innovatives Design – das war und ist der Antrieb für Iittala. Neben Alvar und Aino Aalto, die Glasobjekte über die reinen geometrischen Figuren hinaus formen wollten, ist dies ebenso eine Herausforderung für all die erfahrenen Glasbläser, Fachleute und Handwerker, die bei Iittala arbeiten. Denn auch wenn die Glasobjekte von Iittala in ihrer Form auf den ersten Blick einfach erscheinen, erst durch jahrelange Erfahrung und herausragende Kenntnis von Material, Farben und Produktionsmethoden sind die Mitarbeiter des finnischen Werks in der Lage, diese Glaskunstwerke in derart hoher Qualität herzustellen. Dabei werden die Grenzen des Möglichen stets neu gesetzt und stellen das gesamte Team immer wieder vor neue Herausforderungen, die nur gemeinsam gemeistert werden können.
Neben den alten Meistern, die seit über 80 Jahren mit ihren Designs im Sortiment von Iittala vertreten sind und beweisen, dass die Menschen langlebiges Design schätzen, setzt Iittala auf neue Talente wie beispielsweise Alfredo Häberli mit seinen Kollektionen Essence und Origo und Oiva Toikka, der die Kastehelmi-Serie ins Leben rief. Im Fokus steht dabei auch für die jungen Designer aus aller Welt, sich auf die wesentlichen Grundsätze von Iittala zu konzentrieren. Hochwertige Handarbeit, Schlichtheit, Funktionalität und das Potential, jeden Entwurf zum Klassiker erheben zu können. Mit diesen Vorgaben halten die Designs nicht nur Einzug in das 1971 gegründete, hauseigene Museum, sondern verbleiben auch Generationen in Haushalten weltweit – dem eigentlichen Zweck ihres Daseins.
Greifbare Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft
Ästhetisch und funktional langlebige Produkte für den Alltagsgebrauch zu schaffen heißt auch, die Umwelt aufgrund weniger Massenkonsums zu schonen. Iittala stellt das einerseits mit zeitlosen Designs unter Beweis, aber auch das Gesamtkonzept der Kombinierbarkeit aller Produkte untereinander und mit unterschiedlichen Einrichtungsstilen. Und auch der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen ist ganz auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Altglas aus der Produktion dient daher als Rohstoff für Produkte, die in limitierter Stückzahl aus den Reststoffen hergestellt und auch so gekennzeichnet vermarktet werden.
Ob Petrus Magnus Abrahamsson 1881 diesen Weg soweit voraussehen konnte ist fraglich. Sicher ist, dass Iittalas Visionäre ihren Kunden weiterhin mit schönen und langlebigen Produkten, wie jüngst mit der Ultima Thule Kollektion, dauerhaft Freude bereiten wird.